Die kleine Waldmaus und der Teichfrosch von Karin Hager

Es war einmal ein prächtiger, grüner Frosch. Der quakte morgends und abends vor Freude, fing sich mittags fette Fliegen und nachts schlief er unter einem Seerosenblatt. Er hatte ein wunderbares Leben und er war zu allen Tieren, die an seinem kleinen Teich vorbeikamen, freundlich und grüßte sie guter Dinge. Eines Morgens kam auch die kleine Waldmaus vorbei, die sich eine Teichblume für ihre kleine Höhle pflücken wollte. Den Frosch kannte sie gut und freute sich auf einen kleinen Morgenplausch mit dem grünen, feuchten Gesellen. Doch wie erschrak sie, als sie den Frosch niedergeschlagen und traurig auf seinem Seerosenblatt sitzen sah. „Guter Freund,“ rief sie ihm zu „was stimmt dich so traurig? Ist ein Unglück geschehen?“ Der Frosch schüttelte nur verneinend den Kopf, dann zeigte er auf seinen Hals und eine dicke Träne kullerte über seine Wange. „Komm hierher zu mir ans Ufer, damit ich nach dir sehen kann,“ sagte die kleine Waldmaus. Schwerfällig ließ sich der Frosch ins Wasser gleiten und schwamm zur kleinen Waldmaus ans Ufer. „Sag mir nun, was mit dir los ist!“ wollte die kleine Waldmaus wissen. Der Frosch öffnete sein breites Maul, aber nur ein heißeres Krächtzen kam heraus. Da wußte die kleine Waldmaus, was den Frosch plagte. Sie ließ ihn das Maul weit aufsperren und konnte den wunden, entzündeten Rachen sehen. „Na, dann komm mal mit zu mir, damit ich dir helfen kann,“ sagte sie und die beiden gingen zu ihrer kleinen, gemütlichen Höhle unter einer dicken Baumwurzel. Dort angekommen setzte die kleine Waldmaus sofort den Teekessel auf und bereitete dem Frosch ein weiches Bett aus getrockneten Wiesenblumen und zartem Heu. Sie brühte eine große Kanne feinsten Kräutertees auf und drückte dem Frosch eine dicke Tasse davon in seine Hände. Der nahm auch sofort einen kräftigen Schluck und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Die kleine Waldmaus lachte: „Warte, bis ich den Honigtopf gefunden habe, dann schmeckt der Kräutertee nicht mehr so bitter.“ „Wo habe ich den Honig blos hingestellt?“ überlegte sie. „Ach, da ist er ja!“ sagte die kleine Waldmaus erfreut und nahm einen großen, irdenen Krug vom Regal. Der Frosch bekam einen vollen Löffel Honig in seine Tasse mit Kräutertee. Der rührte ihn gut um und nippte dann vorsichtig. Ein Lächeln stahl sich auf sein breites Gesicht. „Ja,“ sagte die kleine Waldmaus „mit Honig schmeckt der Kräutertee viel besser und hat auch größere Heilkraft.“ Nachdem der Frosch die große Tasse Tee getrunken hatte war ihm warm und wohlig und er fiel in einen tiefen, erholsamen Schlaf. Am nächsten Morgen fühlte er sich schon besser - er konnte immerhin ein leises „Danke!“ flüstern. Die kleine Waldmaus aber behielt den Frosch noch ein paar Tage bei sich zu Hause und gab ihm viel Kräutertee mit Honig zu trinken. Nach drei Tagen war der Frosch geheilt, eilte zum Teich und brachte der kleinen Waldmaus einen ganzen Arm voll Seerosenblüten für ihre Wohnung. Er überreichte sie ihr mit einem lauten Freudenquaker - so dankbar war er.


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